Infektionen werden unter dem Überbegriff „übertragbare Krankheiten“ geführt. Es gibt die klassischen Infektionskrankheiten, wie z.B. Scharlach, Gasbrand, Ruhr, invasive Meningokokken-Erkrankungen etc. Für diese Infektionen, die zu Epidemien oder schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen führen, gibt es die gesetzliche Meldepflicht, geregelt durch das Epidemie-, das Tuberkulose-, das Geschlechtskrankheiten- und das AIDS-Gesetz. Die Inhalte dieser Gesetze dienen dazu, die Verbreitung von Infektionskrankheiten in Österreich zu überwachen und zu bekämpfen.
Andererseits gibt es Infektionen, die mit dem Gesundheitssystem assoziiert sind, englisch „healthcare-associated infections“ (HAI), im deutschsprachigen Raum auch unter dem bisherigen Begriff „nosokomiale Infektionen“ bekannt. Korrekterweise spricht man nunmehr von „Gesundheitssystem-assoziierten Infektionen“, da HAI sich nicht auf Krankenanstalten beschränkt, sondern in allen Gesundheitseinrichtungen (z.B. Langzeit-Pflegeeinrichtungen, Ambulatorien etc.) auftreten können. Die Krankenhaushygiene hat die Aufgabe zu deren Erfassung und Bekämpfung.
Multiresistente bakterielle Erreger (MRE) können Patient:innen besiedeln und HAI verursachen. MRE, die Patient:innen kolonisieren und HAI verursachen, sind derzeit in Österreich nicht meldepflichtig, werden aber von den Hygieneteams in Krankenanstalten bzw. von Hygienepersonen in anderen Gesundheitseinrichtungen auf Basis der geltenden fachlichen Regeln von führenden Institutionen wie dem Robert-Koch-Institut überwacht und kontrolliert. Es muss aber nach KaKuG eine Surveillance von nosokomialen Infektionen durchgeführt werden. In den letzten Jahren ist die Anzahl an Patient:innen, die mit solchen MRE, wie z.B. multiresistente und Carbapenem-resistente Gram-negative Bakterien („3MRGN“, „4MRGN“), besiedelt sind, europaweit und auch weltweit kontinuierlich im Wachsen begriffen. Diese MRE werden zunehmend auch bei asymptomatisch besiedelten Patient:innen gefunden.
Insgesamt ist die wissenschaftliche Evidenz für die präventive Wirksamkeit einer strikten Isolierung nicht einheitlich, wenn auch die Datenlage tendenziell unterstützend ist. Ziel unserer Studie war es, das Ausmaß der Isolierung und den Umfang der notwendigen Schutzmaßnahmen bei Patient:innen, die mit MRE besiedelt sind, zu evaluieren. Es sollen Daten zur Übertragung von MRE und zur Belastung von Gesundheitseinrichtungen durch die Maßnahmen gesammelt werden und damit evidenz-basierte gezielte und wirksame Hygienemaßnahmen für Krankenhäuser in ganz Österreich im Umgang mit MRE-Patient:innen definiert werden.